Montag, 9. April 2007

Conor Oberst, Teamplayer

Bright Eyes treten auf dem nahezu perfekten Album “Cassadaga” erstmals als Band im klassischen Sinne auf.

“Would you agree times have changed?”, fragt Conor Oberst am Ende des ersten Songs der neuen Bright-Eyes-Platte. Spätestens einen Song später muss man diese Frage vehement bejahen. “Four Winds” ist zugleich der wohl fröhlichste wie auch düsterste Song, den Conor Oberst je geschrieben hat. Im Text stellt der 27-jährige aus Omaha den Sündenpfuhl Babylon direkt neben Jesu´ Geburtsstadt Bethlehem. Begleitet werden die finsteren, beinahe apokalyptischen Worte von einer swingenden Countrymelodie mit fröhlichen Fiedeln und einer zufrieden pfeifenden Orgel. Noch auffälliger als dieser fast paradoxe Kontrast ist aber etwas anderes: Bright Eyes klingen zum allerersten Mal wie eine Band im klassischen Sinne. Bisher waren Bright Eyes ja vor allem Conor Oberst (mal verzweifelt wie auf “Lifted or the Story is in the soil, keep your ear to the ground”, mal hoffend und flehend wie auf “I´m wide awake it´s morning”) und eine Handvoll im Hintergrund agierende Musiker. Dieses Konzept des entrückten Folk-Musikers wird auf “Cassadaga” nun aufgegeben für einen ausgereiften und nahezu perfekten Bandsound, der immer irgendwie mehr oder weniger countrylastig ist. Opulenter als zu Beginn des Albums geht es auf “Hot Knives” zu, wo erstmals ein paar Streicher zum Einsatz kommen, die ein kleiner Vorbote des ausgewachsenen Orchesters sind, das kurz darauf auf “Make a plan to love me” aufgefahren wird, um Textzeilen wie “Life is too short, death doesn´t ask, it don´t owe you that” die nötige Dramatik zu verleihen. Gemächlicher und etwas ruhiger ist das nicht minder grandiose “Soul singer in a session band”, ein Folk-Song von klassischem Zuschnitt. Mittlerweile stehen also auch andere Personen als der Songwriter selbst im Mittelpunkt der Songs aus Obersts Feder, was ihnen - und das ist wirklich der einzige Wermutstropfen an dieser Platte - ein wenig von der Intimität nimmt, die man von den älteren Alben gewohnt ist.
Dennoch ist “Cassadaga” eine konsequente musikalische Weiterentwicklung. Nie zuvor hat Conor Oberst stärkere Songs geschrieben als jetzt. Noch zu Zeiten von “I´m wide awake it´s morning” wurde Oberst als der neue Bob Dylan ausgerufen. Spätestens mit “Cassadaga” hat er sich von dieser schweren Last befreit. Wer in so jungen Jahren bereits ein halbes Dutzend wegweisender Alben vorweisen kann, muss sich nicht mehr an anderen messen lassen, sondern ist vielmehr selbst ein Maßstab geworden.
Überhaupt - allzu verändert klingen Bright Eyes auf “Cassadaga” gar nicht. Immer noch umweht die phantastischen Songs ein Hauch des Geheimnisvollen und Weltvergessenen. “So I have become the Middlman, the gray areas are mine, the in-between, the absentee, is a beautiful disguise”, heißt es dazu passend im Song “Middleman”.
Letzten Endes ist “Cassadaga” ein weiteres Meisterwerk im an Meisterwerken nicht armen Backkatalog von Bright Eyes. Eine Platte, die beinahe überquillt vor Kreativität, die voll gestopft ist mit grandiosen Einfällen, großen Melodien und Texten, die sich so schön lesen wie Gedichte. Ein großer Wurf, eine Offenbarung. Schon jetzt das Album des Jahres 2007.

Freitag, 6. April 2007

Frohe Ostern!

Dieses Blog macht bis Montag oder so Osterpause.

Ich wünsche allen meinen Lesern (haha...als ob es die gäbe!) schöne Ostertage und viel Erfolg beim Nestersuchen (viel Erfolg bei der Eiersuche wollte ich nicht schreiben, weil sich das wieder so versaut anhört).

Seit heute weiß ich auch, dass in Australien nicht etwa der Osterhase, sondern ein lustiges Vieh namens Bilby die Ostereier versteckt. Bilby ist mindestens so niedlich wie Knut und noch dazu vom Aussterben bedroht und daher mit extra viel Liebe und Sorgfalt zu behandeln.

Mehr über Bilby gibt es HIER.

Donnerstag, 5. April 2007

TV on the Radio...

...ist einerseits eine Band und andererseits beschreibt es auch meine Beschäftigung am Dienstagabend. Da das Champions-League-Spiel zwischen dem AC Milan und dem FC Bayern wieder einmal nur auf Premiere (bäh!) zu sehen war, musste ich auf Edgar Endres und Bayern 5 aktuell zurückgreifen. Dabei hat sich wieder einmal bestätigt, dass Fußball im Radio viel schöner ist als Fußball im Fernsehen. Welcher TV-Kommentator benutzt innerhalb von 90 Minuten schon gefühlte 900 Mal das Wort "langmähnig"? Alle auf dem Platz waren offenbar langmähnig:
- der langmähnige zweifache Torschütze (van Buyten)
- der langmähnige 38-jährige (Maldini)
- der langmähnige WM-Held (Pirlo)
- der ehemals langmähnige Mittelfeld-Motor (Gattuso).
Komisch.

Dienstag, 3. April 2007

Maximo Park sind zurück

Seit vergangenem Freitag steht "Our Earthly Pleasures", das zweite Album von Maximo Park, in den Plattenläden.
Der Musikexpress widmet der Band aus Newcastle in seiner April-Ausgabe die Titelgeschichte und bespricht die Platte äußerst positiv (5 von 6 Punkte).
Ein wenig anders sieht es bei den Kollegen von intro aus, wo Linus Volkmann feststellt, "Our Earthly Pleasures" sei ein zwar durchaus gelungenes, aber "ein wenig kühles Sequel".
Noch negativer rezensiert Dirk Peitz von der Süddeutschen Zeitung die Platte und beschwört sogar den Untergang eines ganzen Genres. Indierock aus Großbritannien sei am Ende, verkündet er. Ganz unrecht hat Peitz damit sicher nicht. Auf jeden Fall ist seine Rezension (Bitte hier lesen: "Eintragung ins Nichts" - Ha, ein Blumfeld-Zitat!) eine interessante Diskussionsgrundlage.
Allen weniger positiven Besprechungen zum Trotz werde ich mir "Our Earthly Pleasures" dennoch demnächst zulegen, denn hörenswert ist die Platte meiner Meinung nach auf jeden Fall.

Montag, 2. April 2007

Zizou bald in der Marionetten-Liga?

Immer mehr scheint die spielerisch schwache, aber offenbar sehr finanzstarke US-Fußball-Liga MLS darum bemüht zu sein, abgehalfterte Profis zu Phanatsiekonditionen einzustellen.
Zuerst gab David Beckham, bei Real Madrid in letzter Zeit meist entweder auf der Tribüne oder nur noch ein Schatten ruhmreicher vergangener Tage, bekannt, im Juli zu Los Angeles Galaxy zu wechseln, wo er laut Gerüchten in den kommenden fünf Jahren etwa 180 Millionen Euro (!) verdienen wird. Beckham wird also seine Karriere nicht ruhmreich bei einem großen Verein ausklingen lassen, aber immerhin werden ihn die vielen Millionen darüber hinwegtrösten, dass er, einst einer der weltbesten Fußballer am Ende seiner Laufbahn bei einem Team landet, das wohl in etwa so spielstark ist wie der SC Paderborn oder der TuS Koblenz.
Ein weiterer Vertreter der ehemaligen "Galaktischen" von Real Madrid (das mittlerweile wieder hart auf dem Boden der Tatsachen gelandet ist) könnte im Sommer Beckhams Kollege werden: Kein geringerer als Zinedine Zidane, der nach dem Kopfstoß im WM-Finale seine Karriere beendet hatte, wird ebenfalls mit Los Angeles Galaxy in Verbindung gebracht. Selbstredend ist auch bei Zidane von einem Jahresgehalt in zweistelliger Millionenhöhe die Rede.
Aber selbst mit Beckham und Zidane wird die MLS nicht dauerhaft an Attraktivität gewinnen, sondern vielmehr wieder zu dem werden, was ihre Vorgänger-Liga in den 70ern und 80ern mit Spielern wie Beckebauer, Pele und Müller einst war: Eine Marinetten-Liga, ein Tummelplatz für abgehalfterte Stars, die in den großen Ligen Europas keine Chance mehr haben und sich mit einem Engagement in den USA ihren Ruhestand vergolden wollen.

Freitag, 30. März 2007

Helmes und der Däne-Quark

Es sieht nur so aus, als wäre dieses Weblog in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt worden. Das stimmt allerdings nur zum Teil, weil mich gelegentliche technische Schwierigkeiten daran hinderten, öfter etwas zu schreiben.

Egal, zur Sache: Am Mittwoch trat die deutsche Nationalelf zum Testspiel gegen Dänemark an. Der schöne Joachim Löw bot dabei jungen Nachwuchskräften (darunter die beiden Franken Roberto Hilbert und Stefan "Kieeeeeeeeeß" Kießling) die Gelegenheit, sich auf der internationalen Bühne auszuprobieren. Etablierten Stammkräften wurde dagegen eine Pause gegönnt. Das führte dazu, dass die wacker kämpfende "B-Elf" prompt mit 0:1 unterlag und die BILD-Zeitung am Donnerstag titelte "Jogi, das war Däne-Quark!". Wir erinnern uns: Noch am Montag hatte die selbe BILD-Zeitung die Deutsche Elf - und damit letzlich uns alle! - nach dem 2:1 gegen Tschechien zum Europameister des Jahres 2008 und zum Weltmeister aller folgender Jahrzehnte ausgerufen.
Besonders aufgefallen am Mittwoch ist Debütant Patrick Helmes vom 1.FC Köln, der nicht nur spielt wie Lukas Podolski, sondern auch ähnlich eloquent ist. Liegt wohl an der feinen Nachwuchsausbildung in den Kölner Jugendmannschaften...

Für alle Freunde der großen Kiefer: Ebenfalls am Mittwoch trat die holländische Elf zum EM-Qualifikationsspiel in Slowenien an. Am Ende setzte es einen mühsamen 1:0-Sieg der Elftaal. Das Tor des Tages erzielte Giovanni Van Bronckhorst (Falls den noch jemand für sein Panini-Album braucht, bitte bei mir melden...ich hab bestimmt noch ein halbes Dutzend seiner Bilder herumliegen.).

Mittwoch, 14. März 2007

Mittwochslotto

Ich muss gleich los, zur Post. Und vielleicht spiele ich auch noch Mittwochslotto. "Wieso Mittwochslotto?", fragt ihr. Ja, warum eigentlich denn nicht? Seit wann muss man in Blogs erklären, warum man etwas tut? Normalerweise läuft das in Blogs so ab: Man stellt irgendeine haltlose These auf (z.B. "Kammermusik ist das neue Schwarz") und wenn man Glück hat, liest irgendein hochintelligenter Feuille Feuilletto Kulturredakteur diese und übernimmt sie völlig unkommentiert und unreflektiert in einem seiner Artikel. So ist das in der Welt der Blogs. Glaube ich. Aber auch das ist vielleicht wieder nur eine haltlose These.
Egal, wenn ich heute Mittwochslotto spielen sollte, hat das keine Bedeutung. Höchstens, dass Mittwochslotto die neue Streetwear ist.

Donnerstag, 8. März 2007

Rätsel des Alltags

A.J. Jacobs wirft in seinem großartigen Buch "Britannica & ich" eine weltbewegende Frage auf, die mich nicht mehr loslässt:

Was ist das Gegenteil einer chinesischen Frau? Ein chinesischer Mann oder eine europäische Frau?

Hat jemand Antworten?

Holländer mit großen Kiefern kicken besser

Was Fußball angeht, bin ich nicht unkritisch (außer in Sachen 1.FC Nürnberg natürlich, zu dem ich eine bedingungslose Liebe pflege.). Während Millionen anderer Menschen vergangenen Sommer die Weltmeisterschaft genossen, ausgelassene Partys feierten und mit einem Glänzen in den Augen vom "Sommermärchen" sprachen, wusste ich wieder einmal alles besser und kritisierte die schier unglaubliche Kommerzialisierung des einstigen Arbeiterklassen-Sports und vor allem das erstaunlich unterirdische Niveau der WM-Spiele.
Auch zur Bundesliga pflege ich eine Art Hassliebe. Liebe, weil der 1.FC Nürnberg mitspielt. Hass, weil die Liga zu einem Abstellgleis zweitklassiger ausländischer Profis verkommen ist, die lustlos in Stadien, die man an zwielichtige Investoren verscherbelt hat und die nun lächerliche Namen wie "Signal-Iduna-Park" oder "Veltins-Arena" tragen, gegeneinander antreten.
Vom moralischen Standpunkt her ist die Champions League zwar auch nicht besser, aber immerhin bekommt man dort noch hin und wieder ein ordentliches Spiel zu sehen. Gestern zum Beispiel das hochdramatische Achtelfinal-Rückspiel zwischen Bayern München und Real Madrid. Dank Toren von Holländern mit zu großen Kiefern und drolligen Namen (Makaay, Van Nistelrooy) endete das Spiel 2:1. Unschön fiel derweil ein anderer Holländer mit zu großem Kiefer und drolligem Namen auf: Mark Van Bommel (mein persönlicher Lieblingsspieler), der wegen Meckerns und Rudelbildung Gelb-Rot sah. Spannend, spannend.
Wenn doch nur jede Woche Champions League wäre!

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