Bisher war es mir ein Leichtes, die derzeitige Schwäche des FCN zu erklären und ein wenig zu relativieren. Verletzungspech, die Neuzugänge sind noch nicht integriert, die Spieler müssen sich aufeinander einstimmen, der Erfolgsdruck nach der letzten Saison ist immens - alles richtig zwar, aber langsam wird es nun doch etwas ernst. Immerhin stehen wir nach sieben Spieltagen mitten in der Saison, und zu so einem frühen Zeitpunkt schon den Anschluss ans Mittelfeld zu verlieren, ist fatal.
Nach der - zu erwartenden, aber denkbar knappen - Niederlage in Hamburg gastierte gestern mit Bayer Leverkusen ein Team, das in dieser Saison bereits bewiesen hat, dass es ganz oben mitspielen kann. Bayer wollte die starken Leistungen der vergangenen Wochen bestätigen, der Club brauchte unbedingt den ersten Heimsieg, um vom 17. Tabellenplatz wegzukommen. Beide Teams standen also unter Druck und das schlug sich in einer hektischen Anfangsphase nieder, in der Angelos Charisteas (mal wieder) eine glasklare Torchance vergab. Allerdings ist ihm die vergebene Chance (immerhin parierte Bayer-Keeper Adler - der nach einem Handspiel außerhalb des 16ers eigentlich hätte Rot sehen müssen - glänzend) nicht so schwer anzulasten wie seine schwache Vorstellung während verbleibenden Spielzeit, in der er praktisch unsichtbar war.
Obwohl der Club in der Folgezeit druckvoll und engagiert zu Werke ging, gelang dem Ex-Nürnberger Kießling nach einem katastrophalen Abwehrfehler kurz vor der Pause das 1:0 für Bayer. Nicht nur in dieser Situation merkte man, wie wichtig Andreas Wolf, der gestern wegen einer Magenverstimmung fehlte, für die Defensive des FCN ist.
Stephan Kießling war nach 73 Minuten auch am Ausgleichstreffer beteiligt. Der Lichtenfelser foulte Matthew Spiranovic und Marek Mintal - der bereits vorher den Ausgleich leichtfertig vergeben hatte - verwandelte den fälligen Strafstoß sicher (?) zum 1:1. Damit ist Mintal nun der mit zwei Treffern Nürnberger Top-Torjäger. Zum Vergleich: Miroslav Klose erzielte in der laufenden Spielzeit bereits zwei Tore mehr als die gesamte Club-Mannschaft.
Mit dem einen Punkt hätte der FCN zu diesem Zeitpunkt gut leben können, denn Leverkusen war mittlerweile die klar bessere Mannschaft. Allerdings kam es, wie es kommen musste. Nur drei Minuten nach Mintals Ausgleich leitete Spiranovic mit einem haarsträubenden Patzer den Siegtreffer durch den Schweizer Barnetta ein. Der Club versuchte in der verbleibenden Spielzeit zwar noch einmal alles, aber Bayer verwaltete das 2:1 routiniert bis zum Schlusspfiff.
Damit steht der Club nun zwischen den stärker werdenden Rostockern und den desolaten Cottbusern auf dem vorletzten Tabellenplatz. Und das mit einer erschreckenden Heimbilanz mit einem Zähler aus vier Spielen.
Am Samstag muss nun beim VfL Bochum ohne Wenn und Aber ein Sieg her, denn beim nächsten Heimspiel gegen den FC Bayern dürfte es wohl nur darum gehen, ein Schützenfest zu verhindern.